Wenn die Sonne durch die Nacht scheint und gar nicht erst hinter dem Horizont verschwindet, nennt man das Phänomen Mitternachtssonne (keskiyön aurinko). Und wenn die Nächte überhaupt nicht dunkel werden, sprechen die Finnen von nachtlosen oder auch weißen Nächten (yöttömät yöt/valkeat yöt).
Wieso scheint die Sonne in der Nacht?
Die Erde steht im Verhältnis zu ihrer Sonnenumlaufbahn ein wenig schräg. Etwa 23,4° ist die Neigung zur Zeit, sodass die nordische Region der Erde in den Sommermonaten der Sonne zugewandt ist.
Der Nord- und Südpol haben also letztlich immer wegen der schrägen Erdachse sechs Monate Dunkelheit (auf finnisch heißt die lange Nacht Kaamos) und sechs Monate Tageslicht. Bewegt man sich südlich vom Nordpol, wird das Phänomen der Polarnacht und des Polartages schwächer.
Wo kann man die Mitternachtssonne und die weißen Nächte sehen?
Die Mitternachtssonne erhellt die Nächte in den Sommermonaten im nördlichen Teil Finnlands. Je nördlicher man reist, desto heller sind die Nächte und desto länger ist die Periode der Mitternachtssonne.
Überhalb des Polarkreises, also in Nord-Finnland, scheint die Sonne in der Nacht von Mai bis August. Bis zu 300 Stunden Sonnenlicht gibt es im finnischen Lappland in den Sommermonaten Juni und Juli, und um die 200 Stunden im August. In Nord-Lappland geht die Sonne an über 70 aufeinander folgenden Tagen garnicht erst unter.
Etwas weiter südlich in Finnland, unter dem Polarkreis, kann man das Naturphänomen von Juni bis Juli erleben. Die Sonne geht in den Nächten zwischendurch kurz unter, die Nächte bleiben aber hell. Ganz im Süden Finnlands – wie z.B. Helsinki – scheint die Sonne in der Nachtzeit nicht.
Das Naturphänomen der nachtlosen/weißen Nächte, also die Nächte ohne Dunkelheit, kann man im Sommer wiederum in ganz Finnland (auch in Helsinki) sowie Norwegen, Schweden, Nord-Russland, Kanada und Alaska erleben. Der Sommer ist daher eine gute Zeit für allerlei Aktivitäten.
Das Mittsommerfest als Fest des Lichtes und der Natur
Am längsten scheint die Mitternachtssonne in der Nacht der Sonnenwende in Juni. Dies ist die Zeit des Mittsommerfests (Juhannus).
Seit Jahrhunderten glauben die Finnen, dass Juhannus eine magische Zeit ist, in der auch die mystischen Wesen der Volksmythologie am aktivsten sind.
Un zu Recht: der Mittsommer ist offensichtlich auch ein Fest der Natur, denn die hellen Nächte beeinflussen auch die Vegetation und Tiere extrem. Manche sind der Meinung, dass beispielsweise Beeren aus dem Norden schmackhafter sind, weil die entsprechenden Pflanzen im Sommer nicht nur am Tag sondern auch in der Nacht Licht bekommen.
Was ändert die Mitternachtssonne für den Menschen?
Nach einem kalten und dunklen Winter lebt das finnische Volk in den wärmeren Sommermonaten richtig auf. Die Finnen unternehmen viel mehr als im Winter – sie gehen raus, treffen sich öfter mit Freunden, feiern und saunieren durch die Nacht.
Viele berichten, dass sie während der hellen Zeit der nachtlosen Nächte weniger Schlaf benötigen, länger wach bleiben und insgesamt mehr Energie haben. Manchen Personen bereiten die weißen Nächte aber auch ungewollte Schlaflosigkeit. Dann hilft eine Schlafmaske oder abdunkelnde Vorhänge.
Wer mehr über die faszinierenden Naturphänomena Finnlands erfahren möchte, findet bei uns im Blog interessante Artikel zum Beispiel über Tykkylumi, die Polarlichter oder die Blaue Stunde.
Quellen:
Lappi.fi
Ruka.fi
Yle.fi
Visit Finland
Visit Rovaniemi