Mystische Tiere und magische Wesen aus der Kalevala und alten Erzählungen Finnlands (Teil 5)

In dem 5. Teil unserer Serie zur finnischen Mythologie begegnen wir geheimnisvollen und faszinierenden Tieren, die nicht nur kraftvolle Symbole, sondern auch wichtige Akteure in den Legenden und Geschichten des Kalevala – das finnische Nationalepos – sind. Tiere repräsentieren hier oft starke Emotionen, mächtige Prüfungen oder sind Träger von magischen Kräften, die das Schicksal der Helden entscheidend beeinflussen.

Hiiden hevonen – das feurige Ross von Hiisi

In der dunklen Welt des furchterregenden Riesen Hiisi gibt es ein ganz besonderes Wesen: das feurige Pferd. Es gilt als unzähmbar, seine Mähne und Hufe brennen wie Feuer, und sein Anblick verheißt nichts Gutes. Hiisis Pferd zieht ihn oft in wilden Ritten durch Wälder und Moore, begleitet von Funken und Flammen.

Wer es wagt, dieses wilde Tier einzufangen oder auch nur zu berühren, fordert nicht nur das Schicksal, sondern auch Hiisi selbst heraus – und setzt damit alles aufs Spiel.

Hiiden hirvi – der mächtige Elch des Hiisi

In den alten Geschichten des Kalevala ist der Hiiden hirvi, ein mystischer Elch, eines der mächtigsten Tiere der finnischen Wälder. Riesengroß und (möglicherweise) mit goldenen Hörnern ausgestattet, symbolisiert er sowohl grenzenlose Kraft als auch die schwer erreichbare Sehnsucht nach Ruhm und Ehre.

Die Jagd auf diesen magischen Elch ist eine Aufgabe, die oft nur den mutigsten Helden vorbehalten war. Doch jeder Versuch, ihn zu erlegen, endet meist dramatisch – der Elch verschwindet einfach wieder im Nebel der Wälder und entzieht sich geschickt jeder menschlichen Kontrolle.

Tuonelan joutsen – der Schwan des Totenflusses

Am schwarzen Fluss Tuonela, der Grenze zur Unterwelt, schwimmt laut Kalevala der geheimnisvolle, weiße Schwan des Todesflusses (Tuonelan joutsen). Dieser Schwan verkörpert Anmut und Schönheit, zugleich aber auch eine unnahbare, tödliche Distanz. Er wird als Torwächter zur Unterwelt gesehen und galt als unberührbares, heiliges Wesen. Wer sich ihm näherte, spielte mit seinem eigenen Leben – denn der Schwan symbolisierte den Übergang zwischen Leben und Tod, zwischen dem Reich der Lebenden und dem geheimnisvollen Jenseits.

Wusstest du, dass der Singschwan der Nationalvogel Finnlands ist?

Tuonelan hauki – der mächtige Hecht aus dem Totenfluss

In den Tiefen von Tuonelas dunklem Fluss lebt laut dem finnischen Nationalepos Kalevala ein riesiger, magischer Hecht. Dieser Hecht ist so alt und weise wie die Welt selbst und trägt außergewöhnliche Kräfte in sich.

Im Kalevala wird erzählt, dass der Held Väinämöinen aus dem Kieferknochen dieses Hechtes das erste magische Musikinstrument, das Kantele, erschuf – ein Instrument, dessen Klang so schön war, dass es selbst die Götter zu Tränen rührte. So ist der Tuonelan hauki nicht nur ein mächtiges Tier, sondern auch Sinnbild für kreative Kraft und Weisheit.

Rautainen kokko – der eiserne Adler

Ein besonders beeindruckendes Wesen der finnischen Mythologie ist der Rautainen kokko, ein gigantischer Vogel, dessen Federn und Klauen aus Eisen bestehen. Seine Flügel sollen so mächtig sein, dass sie ganze Wälder umwerfen können, und sein Blick ist scharf und durchdringend. Der eiserne Adler symbolisiert pure Kraft und oft auch eine gefährliche, kämpferische Macht. Im Kalevala und in alten Legenden steht er oft für entscheidende Herausforderungen oder Wendepunkte im Leben eines Helden. Wer sich ihm stellt, braucht Mut, Klugheit und Willensstärke.

Das Schlangenfeld des Ilmarinen – eine gefährliche Prüfung für die Liebe

Einer der dramatischsten Momente in der finnischen Mythologie ereignet sich, als Ilmarinen, der legendäre Schmied und Held des Kalevala, sich auf die lebensgefährliche Aufgabe einlässt, ein Feld voller Kreuzottern zu pflügen. Diese außergewöhnliche Herausforderung erhält er von der mächtigen Hexe Louhi aus dem Norden – und er nimmt sie aus einem einzigen Grund an: Ilmarinen möchte ihre wunderschöne Tochter heiraten.

Mit meisterhaftem Geschick schmiedet Ilmarinen für sich und sein treues Pferd eine eiserne Schutzausrüstung, die sie vor den giftigen Bissen der Kreuzottern schützen soll. In der finnischen Mythologie gelten Schlangen als unheilvolle Wesen, Symbol für Gefahren und versteckte Bedrohungen. Während er und sein verängstigtes Pferd unter großer Anstrengung und Lebensgefahr das Feld durchpflügen, demonstriert Ilmarinen Mut und eisernen Willen.

Diese dramatische Episode verdeutlicht eindrucksvoll, wie weit ein Held bereit ist, für die Liebe zu gehen – und welch tödliche Prüfungen die mythischen Wesen und Mächte Finnlands denjenigen auferlegen, die nach Ruhm und Glück streben.

Weitere Blogbeiträge zum Thema finnische Mythologie:

Falls du die anderen Teile unserer Mythologie Serie verpasst hast, kannst du noch einmal mehr über Finnlands Folklore erfahren. Lass dich erneut verzaubern und entdecke mit uns Finnlands geheimnisvollste Wesen, die bis heute die Fantasie der Menschen im hohen Norden bereichern.

Neue Einblicke in die finnische Mythologie – Teil 1
Neue Einblicke in die finnische Mythologie – Teil 2
Neue Einblicke in die finnische Mythologie – Teil 3
Neue Einblicke in die finnische Mythologie – Teil 4

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Quellen:
Yle.fi
Kalmankartano.com
SKS Archiv Helsinki, Kansanuskon ja uskomustarinoiden kortisto (Archiv für Folklore und Glaubensgeschichten der Gemeinschaft der finnischen Literatur)

Bilder:
Die Bilder sind KI-Generiert nach den Wünschen und Vorstellungen der Autorin
Copyright Kalevala Spirit Oy Ltd., Finnland